Auf Humboldts Spuren: Im Kölner Zoo entsteht eine Themenwelt, die die Besucher mit auf eine Reise durch die Flora und Fauna Südamerikas nimmt. Erlebnisarchitektur, tiergerechte Haltung und moderne zoologische Anforderungen treffen hier auf historische Bauten.
Das architektonische Konzept erweckt das denkmalgeschützte Südamerikahaus zu neuem Leben und sieht eine Tropenhalle mit Freiflugvoliere für das Bauwerk vor. Für die klassizistische Direktorenvilla ist eine Umnutzung als Event- und Gastronomiefläche geplant und die neue Jaguar-Anlage bietet nicht nur den Besuchern ein hautnahes Erlebnis mit den Großkatzen, sondern stellt vor allem das Tierwohl in den Vordergrund. Das Besuchererlebnis ist einer Expedition durch den südamerikanischen Regenwald nachempfunden und lässt Besucher in die Fußstapfen Humboldts treten. Für die Entwurfsplanung ist das Architektenteam um Kieran Stanley, CEO dan pearlman Erlebnisarchitektur, verantwortlich. Das Team betreut das Konzept von der Masterplanung bis zur finalen Umsetzung.
Es ist warm und feucht, ein gewundener Holzsteg führt durch die üppig grüne Landschaft. Durch die Luft gleitet ein Tukan, in den Baumwipfeln zwitschern die Kolibris und am Kletterfelsen haben sich rote Springaffen und goldene Löwenäffchen versammelt. Im denkmalgeschützten Südamerikahaus im Kölner Zoos, welches 1899 erbaut und einer russisch-orthodoxen Kirche nachempfunden wurde, finden sich die Besucher künftig inmitten der tropischen Artenvielfalt wieder. Ziel der Planung ist es, das Gebäude durch behutsames Restaurieren in altem Glanz erscheinen zu lassen und im Inneren moderne Tierhaltung und ein besonderes Besuchererlebnis möglich zu machen. Aufgrund des Denkmalschutzes stellen die Restaurierung und der Ausbau des alten Gebäudes eine große Herausforderung dar. Nicht nur werden die maroden Dächer und Decken erneuert, ein ETFE-Foliendach wird das Mittelschiff mit Tageslicht versorgen. Als thermische Feuchtigkeitssperre ist zudem eine Wandtemperierung vorgesehen. Mit dem Anbau einer Veranda nach historischen Vorlagen erhält das Gebäude seinen einstigen Grundriss und erstrahlt zusätzlich durch eine sanierte Fassade. Im Außenbereich sollen ein angrenzendes Gehege sowie eine Voliere entstehen. Damit die üppige Begrünung im Inneren gelingt, wird der Fußboden in der Haupthalle bis zum Untergeschoss entfernt und auf der tieferliegenden Bodenplatte Pflanzensubstrat aufgeschüttet. Exotische Vögel, kleine Affenarten, Faul- und Gürteltiere werden sich frei durch das Gebäude bewegen, nur die stark bedrohte Salzkatze wird separat untergebracht. Einblicke ins Piranhabecken, ein Wasserfall und eine Hängebrücke, ein Fenster zur Futterküche, ein „Futterbaum“ und ein Ausstellungsraum machen den Besuch zu einem immersiven und bildenden Erlebnis. Und auch die Logistik hinter den Kulissen wurde in die Planung einbezogen. Um einen optimalen Betriebsablauf zu gewährleisten, werden die Bereiche der Pfleger im hinteren Gebäudeteil und die Haustechnik im Keller untergebracht. Nach der ersten Etappe der Entdeckungstour können Besucher am Wochenende im Café der Direktorenvilla entspannen und Energie tanken. Im letzten Jahrhundert wurde die Villa von den jeweiligen Direktoren des Zoos bewohnt. Das neue Konzept plant die Umnutzung des Gebäudes mit einer Bibliothek, Tagungsräumen, Eventflächen auf der Terrasse und einem Café im Erdgeschoss, dass die Gäste samstags und sonntags mit leckeren Köstlichkeiten versorgt. Von hier aus sind es nur wenige Meter bis zur Jaguar-Anlage, der künftig neben den Jaguaren auch Geier beherbergen soll. Die bestehenden, mit Naturfels verkleideten Bärenstallungen, werden für die Erfordernisse der Jaguare saniert und zur Unterbringung und Zucht der Jaguare ausgebaut. Die komplexe Anlage stellt das Tierwohl und die Tierbeschäftigung in den Vordergrund. So gibt es für die Großkatzen einen Bachlauf, ein Wasserbecken sowie Liege- und Kratzbäume. Das Pfahlhaus ermöglicht einen Unterwassereinblick für Besucher, um die Tiere bei spektakulären Sprüngen an den Futtergalgen beobachten zu können.
Durch große Glaseinblicke begegnen die Besucher den Tieren auf Augenhöhe. Darüber hinaus finden an einer „Target-Wand“ Schaufütterungen und Tier-Interaktionen mit den Pflegern statt. Das nächste WOW-Erlebnis wartet in der begehbaren Geiervoliere. Durch die Freiflugvoliere der Königsgeier gelangen die Besucher zu einem südamerikanischen Tempel. Auch im Innenbereich wird das Konzept vom Eintauchen in erlebnisreiche, authentische Umgebungen (immersion exhibit) fortgeführt. Interaktive Elemente, die thematisch sowohl „Südamerika“ als auch „Spannung“ und „Abenteuer“ aufgreifen, sollen die Aufenthaltsdauer der Besucher erhöhen. Ein thematisierter Innenraum dient hier als für Besucher einsehbarer Jaguarstall inklusive beheizten Liegeflächen und Wärmestrahlern für die kalte Jahreszeit. Als Highlight ist hier die Nähe zwischen den Königsgeiern und den Jaguaren erfahrbar, die im Tempel nur durch ein Netz voneinander getrennt sind. Mit der Südamerika-Anlage entsteht im Kölner Zoo eine Freizeitdestination, die Besucher auf eine spannende, lehrreiche und authentische Expedition auf Humboldts Spuren durch den Regenwald führt.