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How to create and preserve a city‘s identity

Nicole Srock.Stanley

Nicole Srock.Stanley ist Geschäftsführerin und Gründerin der dan pearlman Group in Berlin. Sie skizziert, wie die unternehmerische Verantwortung für Städte mit Projektentwickler*innen und Investor*innen neu verhandelt werden muss, um einen resilienten urbanen Mix aus Leben, Arbeit und Produktion zu fördern und zu erhalten.

Als Architekt*innen und Expert*innen für Destinationsentwicklung sind wir oftmals bereits im frühen Stadium mit zentralen innerstädtischen Projektentwicklungen in Deutschland und auch international betraut. Wir plädieren für eine verantwortungsvolle Planung und Nutzung städtischer Räume und Öffentlicher Orte. Dies schließt ganz besonders einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Nutzung der Stadt durch Investor*innen, Projektentwickler*innen oder auch Konzerne ein.

WERTEORIENTIERTES GEBEN UND NEHMEN

Entscheidend für jede Art von Investition ist ein ausgeglichenes und werteorientiertes Geben und Nehmen. Die perfekte Mischung bedeutet nicht Monokultur, sondern Diversität in der Architektur und in der konzeptionellen Nutzung. Wer in der Stadt seinen Fußabdruck hinterlässt, sollte dafür sorgen, dass öffentliche Orte sowie eine Vielfalt an städtischen Lebens- und Raumkonzepten und eine mitgestaltbare, urbane Kultur entstehen. Ein Quartier, ein Kiez oder eine ganze Stadt sind dabei ein komplexes System aus Bedürfnissen und Wünschen: Gewerbe und Handwerk, Coworking und Coliving, Manufakturen und Maker-Labs, Urban Gardening und Urban Farming: Attraktivität braucht Durchmischung.

Entwickler*innen, die zu uns kommen, sind sehr der Zukunft zugewandt. Sie wollen lebendige Quartiere, die eine schöne Durchmischung von Kultur, Retail, Wohnen, Leben und Arbeiten bieten. Integration und soziale Aspekte nehmen dabei eine immer zentralere Rolle ein. Es wird bewusst Platz eingeräumt, um Kultur zu fördern, oder aber auch, um für Kinder einen schönen Ort zu gestalten und sie zu integrieren. Immer häufiger gilt es, lebenswerte Quartiere und Retail-Angebote zu schaffen, weil die alte Methodik der beispielsweise immer gleich wirkenden Einkaufsstraßen nicht mehr greift. Neben ganz klassischen Entwickler*innen, die aus jedem Quadratzentimeter etwas herausholen wollen, hält ein neuer Zeitgeist Einzug. Eine jüngere Generation ist in der Verantwortung. Es geht zunehmend darum, eine hohe Qualität zu schaffen, die lange Bestand hat, die gut altert, die im Vorfeld gut durchdacht und stark mit dem Umfeld und der Stadt vernetzt ist.

ALLES LOKALE SCHAFFT IDENTITÄT

Der Handel war schon immer ein essenzieller Teil der städtischen Gemeinschaft. Städte sind erst aus Handelszentren und rund um Marktplätze gewachsen. Wenn wir diesen optimalen Mix innerhalb einer Stadt oder eines Quartiers erreichen, wird auch die Kritik am Handel schwinden. Oftmals richtet sich die Kritik vor allem gegen die immer gleichen internationalen Handelsketten, die jede High Street gleich erscheinen lassen. Hier haben Stadtplaner*innen und Retail-Entwickler*innen die herausfordernde Aufgabe, insbesondere das Lokale zu stärken, also lokale Händler*innen, lokale Gastronomie und lokale innerstädtische Strukturen. Alles Lokale schafft Qualität und Einzigartigkeit.

Zwei tolle und sehr zukunftsorientierte Projekte werden bereits in Barcelona und in Wien umgesetzt. Die Stadt Barcelona hat über Jahre hinweg ihre Bewohner*innen befragt, um den Ausverkauf an die Corporates und Investor*innen dieser Welt zu vermeiden und für ihre Bevölkerung Quartiere ganz behutsam weiterzuentwickeln. Es wurde auch eine Mietbremse mit betrachtet. Für die Entwickler*innen ist ganz klar, dass eine gesunde Stadt, eine gesunde Mischung und ein gesundes Umfeld eine höhere Lebensqualität bedingen und viel Stress, Vandalismus und Kriminalität aus einer Stadt heraushalten. Es ist ihre fundamentale Aufgabe, die Menschen zusammenzuführen und sie zusammenleben zu lassen, ohne dass ständig überall Konflikte entstehen. Ein weiteres Beispiel ist die Seestadt Aspern am Stadtrand Wiens: Das Schöne und vor allem sehr Umsichtige an diesem Projekt ist, dass die Entwickler*innen ein sehr großes Areal auf der grünen Wiese entwickeln dürfen und sich dafür viel Zeit nehmen. Zu Beginn wird ein Baufeld realisiert, danach wird es analysiert und daraus gelernt. Die gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen fließen im Anschluss in die Entwicklung des nächsten Baufeldes ein. Auch der Retail entwickelt sich langsam und ist auf die Zahl der Bevölkerung und ihre Bedürfnisse zugeschnitten. In der Seestadt wird die erste gemanagte Einkaufsstraße dieser Art entwickelt, in einer Kooperation zwischen Entwickler*innen, Stadt und dem Retail-Experten SES Spar European Shopping Centers. Zuerst schafft man die Grundstruktur, zum Beispiel für Lebensmittel und Drogerie. Dann entsteht etwa ein kleiner Bücherladen, der wie ein Kiezkulturladen funktioniert. Erst wenn diese Grundbedürfnisse erfüllt sind, kommen Themen dazu, die außerhalb der Grundbedürfnisse liegen, wie zum Beispiel kleine Läden oder Boutiquen. Die Planung fühlt sich verantwortlich für die Retail-Mieter*innen. In Aspern wird sehr partnerschaftlich am Gesamtkonzept gearbeitet, um einen ständigen Mieter*innenwechsel zu vermeiden.

DIE WELT MIT SPANNENDEN FORMATEN AUFMISCHEN

Wenn die Stadt beziehungsweise die Kommune die Stadtentwicklung selbst trägt, dann ist das eine fantastische Grundlage und extrem zeitgemäß. Eine Kommune muss Projekte nicht nur fünf Jahre im Portfolio halten, sondern langfristig planen. In Aspern, zum Beispiel, ist der Masterplan auf zirka dreißig Jahre angelegt. Das ist einfach extrem gesund und führt dazu, sich nicht von kurzfristigen Schachzügen verführen zu lassen, die eben nur renditeoptimiert sind-in der Architektur, der Planung, der Nutzung von Flächen. Ich finde, das ist eine wünschenswerte Entwicklung. Wir brauchen einen stärkeren integrativen Ansatz unter Einbeziehung aller Stakeholder. Wir müssen nicht nur die erwachsenen Bürger*innen der Stadt zur Teilhabe einladen, sondern auch ihre Kinder. Eigentum verpflichtet und braucht sowohl eine Übernahme der wirtschaftlichen Verantwortung als auch einen Einbezug der sozialen und kulturellen Verträglichkeit innerhalb der städtischen Entwicklung. Eine Stadt muss im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung und einer guten Durchmischung agieren, um lebenswert zu sein und zu bleiben. Das ist der Punkt, in dem die Politik gefordert ist, Spielregeln zu definieren. Unsere Aufgabe ist es, einen strategischen Wandel bei Projektentwickler*innen und Unternehmen selbst herbeizuführen und deren Welt mit spannenden Formaten „aufzumischen“.

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