Wie gestaltet man einen Lebensraum für Tiere, der höchsten zoologischen Anforderungen entspricht, und für Besucher spannende Begegnungen mit Tieren ermöglicht? Yukon Bay ist eine hochkomplexe, immersive Zooerlebniswelt.
Mit Yukon Bay hat die dan pearlman Erlebnisarchitektur unter Leitung von Kieran Stanley eine hochkomplexe und immersive Zoodestination geschaffen, welche als Erlebniswelt essentieller Teil des Masterplans „Zoo der Zukunft“ im Rahmen der Umgestaltung des Erlebnis-Zoo Hannover war.
Masterplan „Zoo der Zukunft“
1995 startete die mutige Umstrukturierung des Zoos Hannover mit dem EXPO-Projekt Masterplan „Zoo der Zukunft“. Über einen Zeitraum von 15 Jahren entstand in der niedersächsischen Landeshauptstadt ein Erlebniszoo. Mit der Neuordnung nimmt der Zoo seine Aufgaben als Standort für Artenschutz, Bildung und Forschung ernst, versteht sich aber auch als Freizeiteinrichtung, die Entspannung und Unterhaltung verspricht.
Architektonisch inszenierte Themenwelten
Die Besucher des Erlebnis-Zoos Hannover erleben sechs Erlebniswelten mit unterschiedlicher Architektur und Landschaft, die in einem einheitlichen Stil gestaltet sind. Yukon Bay ist die jüngste immersive Umgebung, die hier entstanden ist. Ziel war es, für die nordischen Tiere des Zoos einen neuen Lebensraum zu gestalten, der möglichst naturgetreu ist, gleichzeitig aber auch den höchsten zoologischen Anforderungen entspricht und für die Besucher spannende Begegnungen mit den Tieren ermöglicht. Eine wichtige Rolle im Planungsprozess spielte das Storybuilding. Als Generalplaner war dan pearlman nicht nur für die Gestaltung der Architektur und Landschaft, die Kommunikation, die F&B-Leistungen sowie den Shop verantwortlich, sondern wir wurden auch mit allen weiteren Planungsleistungen beauftragt.
Immersive Destination mit technischem Aufwand
Mit Yukon Bay haben wir eine hochkomplexe, immersive Destination geschaffen. Insgesamt wurden dafür 15.000 Kubikmeter Erde bewegt, 1.200 Tonnen Stahl verbaut, 13.000 Kubikmeter Beton gegossen, 39 spezielle Glasscheiben für Über- und Unterwasseransichten gebaut, 200 Tonnen kleine und 400 große Natursteine gesetzt, 200 Bäume und 18.000 Sträucher gepflanzt. Über 60 Baufirmen arbeiteten hinter den Kulissen und verlegten 10 km Kommunikationskabel und 30 km Stromkabel.
Storytelling: Yukon Bay – Eintauchen in die Wildnis Kanadas
Am Ende der Goldmine lauern die Wölfe, direkt daneben grasen die Karibus. Unweit von der imposanten Bisonherde buddeln sich Präriehunde durch das Erdreich. Vor den Besuchern erstreckt sich die raue Wildnis Kanadas mit seiner felsigen Landschaft, seinen Wäldern, Schluchten und Höhlen. Schon bald kündigt sich das einst von Goldgräbern gegründete Städtchen Yukon Bay an. Im Zentrum, am Markplatz, herrscht ein buntes Treiben. In der ehemaligen Fischhalle serviert Mike, Kind deutscher Auswanderer, den hungrigen Reisenden Fish & Chips und saftige Burger, bei „Mama Mia“ brodelt Pasta in den Töpfen, zum Dessert reicht Luigi Amarone bestes italienisches Eis. Im Hafen liegt das alte Frachtschiff Yukon Queen vor Anker. Auf der einen Seite tollen vor der Tribüne die Seerobben, auf der anderen leben die Eisbären und auf dem Deck des Schiffs die Pinguine.
Architektonische Meisterleistung
Neun Jahre, von den ersten Entwürfen bis zu ihrer Eröffnung 2010, hat uns die Themenwelt Yukon Bay begleitet. Als Generalplaner waren wir nicht nur für die Architektur und Landschaft, Kommunikation, Gastronomie und Shopplanung verantwortlich, sondern hatten auch alle weiteren Planungsleistungen unter Vertrag. Als große Herausforderung stellte sich bereits früh die relativ kleine Fläche heraus. Um den Anforderungen der Themenwelt und den Tieren gerecht werden zu können, wurden die Flächen von uns z.T. doppelt genutzt. Jedes Bauteil erfüllt mehrere Funktionen. So befindet sich das Karibugehege über der Goldmine, welche die Besucher nach Yukon Bay führt. Die Rückseite der Tribüne stimmt die Besucher mit ihrer bunten Reihenhausfassade und der Verkaufsfläche für Eis und Popcorn auf die Goldschürferstadt ein. Der Raum unter den Sitzreihen dient zudem der Eisproduktion der Marke Luigi Amarone. Auch die Dampflok am Bahnhof oder die Lorenbahn sind mehr als Dekor, erstere fungiert als ein Tor, letztere als eine verbindliche Abgrenzung zum Eisbärengehege.
Architektur mit erzählerischer Tiefe
14 Gebäude in vielfältiger Bauweise, von Vollholz über Stahlbeton und Mauerwerksbauten bis zu reinen Stahlkonstruktionen, wurden errichtet. Damit Yukon Bay City den Charme vergangener Goldgräberzeiten versprüht, mussten alle Fassaden und sichtbaren Elemente künstlich altern. Die Fassade des Palace Grand Theatre ist sogar ein originalgetreuer Nachbau des gleichnamigen Theaters in Dawson City. Auch in der Markhalle, die heute 480 Gästen Platz bietet, lassen sich Spuren der früheren Fischauktionen finden. Einst war der Marktplatz am Hafen vom Fischhandel geprägt, heute liegt nur noch der Duft von Salzwasser in der Luft.
Grenzenlose Einblicke in Tierwelten
Der Blick schweift über den Hafen und das Eisbärengehege, dessen Barrieren kaum als solche wahrnehmbar sind. Die Hafenbrüstung ist zugleich eine detailliert geplante Schutzkonstruktion, Faktoren wie die Größe, Stärke, Geschicklichkeit von Mensch und Tier, die maximale Höhe der Wellen im Hafenbecken, das Risiko herunterfallender Gegenstände wurden berücksichtigt. Nicht nur hier verschwinden die Barrieren zu den Gehegen. Durch große Panoramascheiben lässt sich das Wolfsrudel auf besondere Weise beobachten und im Rumpf der Yukon Queen beeindrucken die Unterwassereinblicke in die Becken der Seerobben, Pinguine und Eisbären.
FAKTEN AUF EINEN BLICK:
Kunde: Erlebnis-Zoo Hannover
Projekt: Yukon Bay
Leistungen: Architektur und Landschaftsarchitektur (HOAI 1-9) und Generalplanung (Tragwerksplanung, M&A, Arbeitsschutz, Bauphysik, Kommunikation, F + B, Retail)
Planungs- und Bauzeit: 2001 – 2010
Grundstücksgröße: 26.500 m2
Bebaute Fläche: 4.688 m2
Bruttogeschossfläche: 7.072 m2
Baukosten: 36,2 Millionen Euro