Mathias Vef über Identität und Realität
„Meine Inspiration beziehe ich aus der Begegnung mit Menschen, die ihre Körper gestalten. Mich als Künstler fasziniert das künstlerisch-kreative Erschaffen von Identität und Persönlichkeit. Die damit einhergehende Konstruktion von Realitäten durch die Beherrschung des eigenen Körpers ist für mich eine Antwort auf die rasante Veränderung der Welt. In all ihrer Komplexität, Disruptivität und Regellosigkeit macht sich die Beherrschbarkeit des eigenen Selbst wie eine Konzentration auf das aus, was man mit dem eigenen Willen und Tun beherrschen kann. Mit dem Fortschreiten der Globalisierung und Digitalisierung erleben wir vor allem das Verschwinden von Realität, weil wir alle in Filterbubbles leben. Das damit verbundene Unwohlsein kann sich in Gleichgültigkeit, Passivität und Resignation äußern oder aber, Menschen entwickeln ein „Ich nehme es selbst in die Hand“. So entsteht ein real-perfektes, körperliches Außen, welches in Widerspruch zur inneren Realität und der empfundenen Unsicherheit steht. Die damit verbundene Verschiebung zwischen Natürlichem und Artifiziellem erleben wir längst nicht mehr nur im Underground. Diese Entwicklung ist in Form von Selbstoptimierung und -perfektionierung längst auch im Mainstream angekommen.“
Mathias Vef über Künstler und Kreative
„Meine Arbeit und die Arbeiten von dan pearlman haben eine Schnittmenge. Bei dan pearlman werden Identitäten für Marken kreiert. In meinen Bildern geht es um die Kreation der eigenen Identität, um das Sich-Selbst-Erschaffen. Ich fotografiere und portraitiere Menschen, die ihre Körper durch Bodybuilding, Tattoos oder durch das Spiel mit unterschiedlichen Identitäten zum Beispiel als Transgender stark verändert haben. Mit meiner Art zu Arbeiten bringe ich neben künstlerisch-kreativen Ideen und einem handwerklich-gestalterischen Schaffen vor allem das unabhängig-freie Denken in die gemeinsamen Projekte mit den Kreativen von dan pearlman ein. Kunst stellt Fragen. Design gibt Antworten. Kunst muss radikaler als Design experimentieren und Untiefen ausloten. Die Artist Residency soll hierfür den Raum bieten und aus der Reibung und dem Dialog mit den Kreativen neue Ausdrucksformen für Identitäten, Erlebnisse und Multisensualität entwickeln.“
Mathias Vef über Raum und Residency
Die Artist Residency schafft für mich vor allem erst einmal Raum. Raum meint dabei einen physischen Ort für meine Arbeiten. Raum bedeutet aber auch eine identitätsstiftende Anbindung an einen größeren Kontext. Ein Raum schafft einen physischen und zeitlichen Rahmen für das eigene Tun, bietet einen Ort zum Tätigwerden und Tätigsein und hilft dabei, sich auf das künstlerische Schaffen jenseits des alltäglichen Trotts zu fokussieren. So ein Raum funktioniert in gewisser Weise als ein Fixpunkt, der auch als Anlaufpunkt für den Austausch mit Kreativen, Galeristen und Journalisten nutzbar ist. Jede Artist Residency und jeder neue Raum verändert auch meine Arbeiten. Sie werden dadurch zum Beispiel experimenteller oder konzeptioneller. Es entsteht ein Prozess der Auseinandersetzung: Ich als Künstler nehme Besitz von dem Raum und der Raum nimmt Besitz von mir und prägt mein Schaffen.“
www.mathiasvef.com