Interview mit Karen Klessinger, Creative Director, dan pearlman Markenarchitektur GmbH
WAS MACHT EINE DESTINATION ZU EINEM „HAPPY PLACE“?
Eine Destination ist ein Ort, an dem ich ganz willkommen und als Mensch mit all meinen Wünschen und Bedürfnissen zuhause bin. Hier kann ich meinem Alltagsstress entfliehen und nur ich selbst sein. Alle meine Bedürfnisse im Zeitraum des Verweilens werden erfüllt. An diesem Ort möchte ich nicht nur Erwartbares antreffen, sondern will überrascht werden. Mit einer Vielfalt von Eindrücken gehe ich nach Hause. Besondere Erlebnisse wirken nach, führen zu bleibenden Erinnerungen und machen glücklich. Solch ein Ort hat die Bezeichnung „Happy Place“ verdient.
DESTINATIONEN FRÜHER UND HEUTE – WAS MACHT DEN UNTERSCHIED?
Früher war eine Destination oft ein Naturspektakel mit angedockten Kommoditäten. Heute ist eine Destination überwiegend von Menschen gemacht und in einem urbanen Kontext angesiedelt. Die hohe Kunst beim Destination Profiling ist es, neue Sehnsuchtsorte zu schaffen, die im globalen Wettbewerb mit jahrhundertealten Standortmarken wie Paris, Venedig oder der Cheops-Pyramide bestehen können. Dabei ist die emotionale Komponente mindestens so wichtig wie das technologische Know-How und das Wissen um die Funktionsweisen eines Formats. Eine Destination braucht eine Story, an die ich mich gern zurückerinnere und die ich im besten Fall noch einmal durchleben möchte. Diese muss mit einem starken und klaren Branding einhergehen.
WAS WIRD FÜR DAS DESTINATION PROFILING IN ZUKUNFT WICHTIG?
Die Entwicklung in der Zukunft geht weg von Monoformaten hin zu hybriden Formaten. Sogenannte Mixed- Used-Destinationen garantieren die nötige Flexibilität und Wandelbarkeit für verschiedene Nutzergruppen, sich stetig verändernde Ansprüche, in disruptiven Zeiten. Ein Ort muss innerhalb von 24 Stunden unterschiedliche Modi annehmen, etwa durch eine Eventisierung oder das Schaffen von Bedarfsanlässen. Jede Art von Destination ist von dieser Entwicklung betroffen.
WAS WIRD BEIM DESTINATION PROFILING ÜBER- BZW. UNTERSCHÄTZT?
Technik bzw. Technologien als monothematische Experience werden überschätzt. Technik soll vielmehr helfen, das sinnliche Erlebnis zu verstärken und gehört als essentieller Bestandteil in jede Destination. Zum Beispiel Virtual Reality Experiences, die entschleunigen und Entspannung verschaffen. Wir werden uns daran gewöhnen, die Fiktion für Wirklichkeit zu halten. Die Zeit bzw. Freizeit als limitierender Faktor wird unterschätzt. Zeit ist die Währung der Neuzeit. Du gibst Zeit aus, kein Geld. Hier gilt es, in der Fülle von Angeboten relevant zu sein.