Auf in die Zookunft! Der Masterplan für den Zoo Frankfurt liegt vor. Nach mehrmonatiger Arbeit präsentieren die Stadt Frankfurt und die dan pearlman Erlebnisarchitektur die Ergebnisse für die künftige Entwicklung des Frankfurter Zoos.
Als zweitältester Zoo Deutschlands hat der Frankfurter Zoo viele Veränderungen erlebt. Nach der fast vollständigen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde er nach dem Krieg wieder aufgebaut. Einige Areale konnten schon im Laufe der letzten 20 Jahre erneuert werden. Andere Großareale dagegen stammen baulich noch aus den 1950er und 1960er Jahren. Damit sind sie mit einer modernen Tierhaltung und den Erwartungen an einen zeitgemäßen Zoo nicht mehr vereinbar. Eine substanzielle Neugestaltung von mehr als der Hälfte des Areals ist demnach notwendig, damit der 1865 gegründete Zoo auch in Zukunft seinen vielfältigen Aufgaben gerecht werden kann.
Auf der Grundlage einer bereits 2019 erstellten Konzeptstudie „ZOOKUNFT2030+ Entwicklungsplan für den Zoo der Stadt Frankfurt am Main“ entstanden konkrete gestalterische und bauliche Pläne, die einen Umbau weiter Teile des Zoogeländes vorsahen. Mit der Konzeptstudie wurde ein erster Referenzrahmen für eine umfassende Transformation des Frankfurter Zoos gelegt. Zwei Großareale mit einer Gesamtfläche von fünf Hektar sind darin zur vollständigen Umgestaltung vorgesehen. Zur Verifizierung, Detaillierung und Weiterentwicklung der Konzeptstudie sollte in einer zweiten Phase ein Masterplan für die beiden Areale im Nordosten und Südwesten des Zoos erarbeitet werden. Im Juli 2020 beauftragte die Stadtverordnetenversammlung den Magistrat der Stadt Frankfurt damit, einen Masterplan für die bauliche und inhaltliche Entwicklung des Frankfurter Zoos zu erstellen. Ziel der Masterplanung war es, die Konzeptideen in umsetzbare Planungs- und Bauleistungen zu überführen. Die Auswahl von dan pearlman als Partner für den Masterplanprozess erfolgte über ein Bieterverfahren des Auftraggebers.
Vorstellung des Masterplans im September 2024
Im September 2024 legte das Masterplan-Team des Zoos unter Leitung von Direktorin Dr. Christina Geiger sowie dem Amt für Bau und Immobilien gemeinsam mit den Zooplanern der dan pearlman Erlebnisarchitektur unter Leitung von Kieran Stanley den finalen Masterplan vor, der konkrete Lösungen für die komplexen Herausforderungen des Zooumbaus aufzeigt. Der Masterplan hat zum Ziel, beste Bedingungen für die Tiere zu schaffen und ein Zooerlebnis zu bieten, das das Verständnis für die Natur und die Vielfalt der Arten fördert.
„Der Masterplan muss die Aufgabe lösen, auf elf Hektar mitten in der Stadt artgerechte Tierhaltung und intensive Tierbegegnungen zu ermöglichen. Er muss ein nachhaltiges und effizientes Energiekonzept mit den Ansprüchen von zahlreichen Tierarten in Einklang bringen. Weiterhin muss eine hohe Aufenthaltsqualität für die Besucherinnen und Besucher genauso gewährleistet sein wie beste Arbeitsbedingungen für die Mitarbeitenden des Zoos“, so das Fazit von Dr. Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft bei der Stadt Frankfurt.
Immersive Zoogestaltung und hohe Aufenthaltsqualität
Die Neugestaltung sieht laut Masterplan eine Aufteilung des Zoos in Biome, also Großlebensräume von Savanne bis Regenwald, vor. Wirtschafts- und Besucherbereiche sollen, anders als aktuell, deutlich voneinander getrennt werden. Die Architektur der Gebäude wird weitgehend zurücktreten und zugleich ein unmittelbares Erleben der Tiere ermöglichen – etwa durch Stege auf unterschiedlichen Niveaus, die durch Hallen und Volieren führen. Als besonderes Highlight ist ein gläserner Tunnel unter dem Wasserbecken der Flusspferde geplant. Spielplätze, Plätze zum Verweilen und vor allem gastronomische Angebote ziehen sich zukünftig durch das gesamte Zoogelände und sollen den rund 800.000 Besucherinnen und Besuchern ganzjährig eine hohe Aufenthaltsqualität bieten.
Die Neugestaltung der Großareale soll auch eine klare Verbindung zu den herausragenden Projektgebieten der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF) in Afrika und Südamerika aufzeigen. Damit wird die über Jahrzehnte gewachsene Verbindung von Zoo und ZGF konsequent fortgeführt. Im Südwesten des Zoogeländes entstehen die Afrika-Bereiche Serengeti und Lomami, im Nordosten das Südamerikaareal Manú. Sowohl die Tierhäuser, die energieeffizient betrieben werden sollen, als auch die Freianlagen erlauben das ganzjährige Beobachten von Tiergesellschaften, wie sie auch in den Projektgebieten der ZGF vorkommen. Didaktische Elemente ermöglichen die Vertiefung des Gesehenen und ergänzen das umfassende Bildungsangebot, das den Natur- und Artenschutz ins Zentrum rückt.
„Aus unserem Motto „Tiere erleben – Natur bewahren“ ergeben sich zwei Versprechen, die wir einlösen wollen“, erklärt Zoodirektorin Dr. Christina Geiger. „Wir wollen die Faszination Wildtier erlebbar machen. Unsere Besucherinnen und Besucher sollen eintauchen in die Welt der Tiere und etwas Wertvolles kennenlernen. Es muss uns gelingen, positive Erlebnisse zu schaffen, die alle Sinne ansprechen und nachhaltig beeindrucken. Damit wollen wir eine Naturschutz-Kultur fördern, deren zentrale Aspekte Bewusstsein und Motivation zum Handeln sind. Um das zu erreichen, wollen wir ein Zooerlebnis bieten, das begeistert und ein Verständnis für die Natur und die Vielfalt der Arten fördert. Die veralteten Tiergehege müssen daher durch neue Habitatanlagen ersetzt werden. Die Tierhaltung muss – für unsere Besucherinnen und Besucher deutlich wahrnehmbar – hervorragend und vorbildlich sein, denn nur so können wir glaubwürdig und authentisch zum eigenen nachhaltigeren Leben motivieren“, so Geiger.
Masterplan als komplexe Aufgabe für Zooplaner
Die Architekten und Zooplaner von dan pearlman hatten gemeinsam mit dem Team der Stadt Frankfurt eine sehr umfangreiche Aufgabenliste abzuarbeiten. Die ersten Ideen aus der Konzeptstudie wurden in Hinblick auf die städtebauliche, architektonische, konstruktive, biologische und ökologische Machbarkeit hin untersucht und ausgearbeitet. Im gesamten Masterplan stehen die Schaffung einer zukunftsfähigen Tierhaltung, eine hohe Aufenthaltsqualität für Besucherinnen und Besucher sowie sehr gute Arbeitsbedingungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Mittelpunkt.
Jobst Jung vom Amt für Bau und Immobilien der Stadt Frankfurt beschrieb den Prozess am Anfang der Masterplanung wie folgt: „Die Beplanung großer Areale inmitten einer Stadt ist immer eine enorme Herausforderung. Der Frankfurter Zoo mit seiner Historie, aber auch mit seinen sich stetig wandelnden Anforderungen an die Tierhaltung und den Betrieb und natürlich mit seinem besonderen Angebot für die Besucherinnen und Besucher ist als Planungs- und Bauaufgabe extrem komplex. Und der Zoo ist ja nicht isoliert zu betrachten. Seine Neuplanung ist also auch städtebaulich zu denken und muss auch zukünftige Entwicklungen, etwa in Hinblick auf Bevölkerungsentwicklung, Stadtklima, Energieeffizienz und Suffizienz berücksichtigen. Gleichzeitig geht es darum, das Spezifische, die unverwechselbare Identität des Frankfurter Zoos herauszuarbeiten. Wir haben großes Vertrauen in das Team von dan pearlman, dessen Referenzen deutlich machen, dass sie auch diese Aspekte – gemeinsam mit dem Zoo und uns – in eine tragfähige Planung umsetzen werden.“
Der nun vorgestellte Masterplan erfüllt alle gesetzten Anforderungen und bildet ab sofort die Grundlage für die weiteren Beschlüsse der städtischen Gremien zu dessen Umsetzung. Gleichzeitig dürfen sich alle Zoo-Fans darauf freuen, dass der Zoo trotz aller Neuerungen auch während des Umbaus weiter geöffnet bleiben kann, denn der Masterplan sieht eine stufenweise Realisierung in handlichen Teilprojekten vor. Mit dem neuen Masterplan ist der Zoo Frankfurt für die Zukunft und für seine Aufgabe als Zentrum für den weltweiten Naturschutz bestens gerüstet.
Hintergrundinformation „Masterplan Zoo“
Ein Masterplan für einen Zoo ist ein umfassendes, langfristiges Planungskonzept, welches die strategische Ausrichtung eines Zoos langfristig festlegt. Dabei handelt sich dabei um eine strukturierte Vision für die zukünftige Entwicklung des Zoos, die sowohl räumliche als auch thematische Aspekte berücksichtigt. Der Masterplan dient dazu, die verschiedenen Bereiche des Zoos (Tiergehege, Besucherbereiche, Infrastrukturen, Bildungs- und Freizeiteinrichtungen) optimal zu gestalten und die Ziele des Zoos in den Bereichen Tierschutz, Bildung, Forschung und Erholung zu unterstützen. Um die komplexe Aufgabe „Masterplan Zoo“ zu bewältigen, wird ein Masterplan in Zusammenarbeit mit Architekten, Biologen, Zoologen und Landschaftsplanern entwickelt und in Absprache mit Behörden abgestimmt.